Gehaltsverhandlung als Frau – wie du bekommst, was du verdienst

Viele Frauen arbeiten engagiert, zuverlässig und oft überdurchschnittlich gut. Und trotzdem bleibt das Gehalt oft hinter dem zurück, was eigentlich angemessen wäre.

Nicht, weil sie es nicht verdienen würden, sondern weil sie das Gespräch nie suchen.

Viele denken, ihr Chef oder ihre Chefin würde schon merken, dass sie gute Arbeit leisten. Aber so läuft es selten. Wer nicht über Geld spricht, bekommt meist auch keins dazu.

Eine Gehaltsverhandlung ist kein Risiko und kein Tabu. Sie ist ein Teil deiner beruflichen Entwicklung – genauso wie ein Feedbackgespräch oder eine Weiterbildung.

Der wichtigste Schritt ist also: überhaupt ins Gespräch zu gehen.

Warum viele Frauen das Gespräch meiden

Viele Frauen haben gelernt, dass Bescheidenheit sympathisch ist. Sie wollen nicht fordernd wirken, keine „Unruhe“ stiften und schon gar nicht um Geld bitten.

Hinzu kommt die Angst vor Ablehnung: „Was, wenn ich Nein höre?“, „Was, wenn sie denken, ich bin unzufrieden?“

Doch die Wahrheit ist: Niemand wird dich schlechter finden, weil du für dich einstehst.

Im Gegenteil – wer sachlich und selbstbewusst über sein Gehalt spricht, zeigt Professionalität.

Schritt 1: Den Mut finden, das Gespräch zu suchen

Der wichtigste und schwerste Schritt ist oft, das Gespräch überhaupt anzusprechen.

Mach es nicht zwischen Tür und Angel, sondern bitte um einen festen Termin. Zum Beispiel so:

„Ich würde gern mit Ihnen über meine Entwicklung und mein Gehalt sprechen. Wann wäre ein guter Zeitpunkt für ein kurzes Gespräch dazu?“

Das ist sachlich, freundlich und zeigt, dass du dir Gedanken gemacht hast.

Das Gespräch an sich ist kein Konflikt, sondern eine Gelegenheit, gemeinsam zu schauen, wie sich dein Job und dein Gehalt weiterentwickeln können.

Schritt 2: Bereite dich auf das Gespräch vor

Geh nie ohne Plan in eine Gehaltsverhandlung.

Mach dir vorher klar:

  • Was hast du in letzter Zeit geleistet?
  • Wo hast du mehr Verantwortung übernommen?
  • Wie hast du das Team, die Kunden oder die Abläufe verbessert?

Notiere dir deine Punkte schriftlich. Du musst sie nicht auswendig können, aber wenn du sie vorher formuliert hast, sprichst du ruhiger und klarer.

Das Gespräch fühlt sich dann nicht wie eine Bittstellung an, sondern wie das, was es ist: eine sachliche Einschätzung deiner Arbeit.

Schritt 3: Kenn deinen Wert

Viele Frauen unterschätzen ihren Marktwert, weil sie sich an ihrer aktuellen Situation orientieren – nicht am, was tatsächlich üblich ist.

Recherchiere, was in deiner Branche und deiner Position üblich ist.

Seiten wie Gehalt.de, Kununu oder Stepstone geben dir realistische Richtwerte.

Wenn du merkst, dass du deutlich darunter liegst, hast du schon das wichtigste Argument.

Aber: Verhandle nicht nur mit Zahlen, sondern mit Wirkung. Sag nicht nur, was du tust, sondern welchen Unterschied du machst.

Zum Beispiel:

„Ich habe die Abläufe in unserer Abteilung so angepasst, dass wir deutlich weniger Rückfragen bekommen und Projekte schneller abschließen.“

„Ich habe in den letzten Monaten Verantwortung für neue Aufgaben übernommen, die über meine ursprüngliche Rolle hinausgehen.“

Das zeigt, dass du deinen Beitrag kennst – ohne anzugeben.

Schritt 4: Finde deine Zahl

Viele gehen mit dem Gedanken in die Verhandlung: „Mal sehen, was sie mir anbieten.“

Das ist ein häufiger Fehler.

Wenn du keine konkrete Zahl nennst, lässt du die Entscheidung komplett beim Gegenüber.

Mach dir vorher zwei Beträge klar:

  • Deinen Wunschbetrag: das, was du wirklich anstrebst
  • Deinen Mindestbetrag: das, womit du dich noch wohlfühlst

Beispiel:

Wunsch: 4.500 €

Untergrenze: 4.200 €

Sag deine Zahl ruhig und klar:

„Ich sehe mein Gehalt künftig bei 4.500 Euro, weil ich mehr Verantwortung übernommen habe und die Anforderungen in den letzten Monaten deutlich gestiegen sind.“

Dann halte kurz inne.

Das Schweigen danach ist oft der schwierigste, aber auch der wichtigste Moment.

Schritt 5: Argumentiere ohne Rechtfertigung

Du musst dich nicht erklären, warum du mehr Geld brauchst.

Gehalt ist keine Frage des Bedarfs, sondern der Leistung.

Vermeide Sätze wie „Ich bräuchte mehr Geld, weil…“ oder „Alles wird ja teurer“.

Besser:

„Ich möchte über mein Gehalt sprechen, weil meine Aufgaben gewachsen sind und ich dauerhaft Ergebnisse liefere, die über meiner ursprünglichen Position liegen.“

Das ist ruhig, professionell und lässt keinen Raum für Missverständnisse.

Schritt 6: Wähle den richtigen Zeitpunkt

Geh nicht in die Verhandlung, wenn dein Unternehmen gerade Entlassungen plant oder ein großes Projekt gescheitert ist.

Der beste Zeitpunkt ist, wenn du kürzlich etwas Positives erreicht hast – zum Beispiel ein erfolgreiches Projekt, eine gute Bewertung oder neue Aufgaben übernommen hast.

Auch nach einem Jahr in einer neuen Position ist ein Gehaltsgespräch völlig angemessen.

Wenn du länger als zwei Jahre kein Gespräch hattest, wird es höchste Zeit.

Schritt 7: Wenn du nervös bist

Fast alle sind vor einer Gehaltsverhandlung nervös. Das ist völlig normal.

Du kannst dich vorbereiten, indem du das Gespräch einmal laut übst – am besten mit jemandem, der dich ernst nimmt.

Sprich deine Zahl laut aus. Je öfter du das tust, desto natürlicher klingt es im Gespräch.

Atme ruhig. Sag, was du willst. Und dann halte den Blickkontakt.

Dein Gegenüber merkt, ob du an dich glaubst – und das macht den Unterschied.

Schritt 8: Wenn du kein Ja bekommst

Manchmal kommt ein „Im Moment nicht“. Das ist kein Nein für immer.

Frag in dem Fall ruhig nach:

„Was müsste passieren, damit wir in einigen Monaten über eine Erhöhung sprechen können?“

So bleibt das Thema auf dem Tisch – und du zeigst, dass du dranbleibst.

Setze dir dann selbst eine Erinnerung und sprich das Thema wieder an, wenn die Zeit reif ist.

Extra-Tipp: Verhandle nicht nur Geld

Wenn im Moment keine Erhöhung möglich ist, kannst du andere Dinge ansprechen, die ebenfalls einen Wert haben:

  • Weiterbildung oder Seminare
  • Mehr Urlaubstage
  • Flexible Arbeitszeiten oder Homeoffice
  • Bonuszahlungen oder Prämien

So bleibst du lösungsorientiert und zeigst, dass du langfristig denkst.

Häufige Fehler

Kein Gespräch suchen.

Der größte Fehler ist, zu warten, bis jemand anderes dein Gehalt anspricht.

Zu wenig Vorbereitung.

Wer seine Erfolge nicht kennt, kann sie auch nicht benennen. Schreib sie auf.

Zu bescheiden sein.

Sag klar, was du willst. Nicht als Bitte, sondern als berechtigte Forderung.

Den falschen Ton treffen.

Bleib freundlich, aber bestimmt. Gehaltsverhandlungen sind kein Streitgespräch.

Das erste Angebot sofort annehmen.

Wenn dein Gegenüber direkt zustimmt, war deine Zahl vielleicht zu niedrig. Lass also Verhandlungsspielraum.