Warum Geld kein Tabuthema sein sollte

Über Geld zu sprechen, ist für viele kein peinliches Thema – eher ein ungewohntes.

Viele von uns haben nie gelernt, offen über Geld zu reden. Es war einfach kein Teil der Gespräche zu Hause.

„Über Geld spricht man nicht.“

Dieser Satz ist in vielen Familien tief verankert. Er wurde so selbstverständlich weitergegeben, dass er bis heute nachwirkt – oft, ohne dass wir es merken.

Und genau hier beginnt das eigentliche Problem: Wenn Geld ein Tabu bleibt, bleibt auch das Verhältnis dazu unbewusst.

Wir treffen Entscheidungen, ohne genau zu wissen, warum.

Wir fühlen uns bei Geldfragen unsicher oder überfordert, obwohl wir längst erwachsen sind.

Wie unser Umgang mit Geld geprägt wird

Unsere Haltung zu Geld entsteht früh – meist in der Kindheit.

Wir übernehmen die Sichtweisen unserer Eltern, ohne sie zu hinterfragen.

Wenn in deiner Familie Geld immer knapp war, verknüpfst du es vielleicht mit Sorge.

Wenn es da war, aber nie darüber gesprochen wurde, ist es für dich vielleicht etwas, das man „nicht anspricht“.

„Ich hab nie verstanden, warum Geld bei uns immer so ein sensibles Thema war.“

Solche Sätze hört man oft, wenn Menschen anfangen, sich mit ihrer finanziellen Geschichte zu beschäftigen.

Denn jeder Mensch hat eine eigene innere Beziehung zu Geld – ob er will oder nicht.

Glaubenssätze, die uns unbewusst lenken

Viele Frauen tragen unbewusste Überzeugungen in sich, die ihren Umgang mit Geld beeinflussen.

Sätze wie:

  • „Ich bin nicht gut mit Geld.“
  • „Geld ist nicht das Wichtigste.“
  • „Ich muss hart arbeiten, um genug zu haben.“
  • „Über Geld zu sprechen wirkt unbescheiden.“

Diese Gedanken klingen harmlos, aber sie prägen, wie wir handeln – und oft auch, wie viel wir uns zutrauen.

Wenn du glaubst, dass Geld anstrengend oder belastend ist, wirst du unbewusst vermeiden, dich damit zu beschäftigen.

Wenn du glaubst, dass du „kein Händchen dafür hast“, bleibst du in dieser Rolle – obwohl du längst mehr weißt, als du denkst.

Eine einfache Übung: Stell dir Geld als Person vor

Eine gute Methode, um deine eigenen Glaubenssätze sichtbar zu machen, ist eine kleine Visualisierung.

Sie klingt ungewöhnlich, funktioniert aber erstaunlich gut.

Schließ kurz die Augen und stell dir vor, Geld kommt als Person in den Raum.

Wie sieht diese Person aus?

Was für ein Gefühl hast du, wenn sie da ist?

Ist sie freundlich oder kühl?

Wirkt sie vertraut oder fremd?

Freust du dich, sie zu sehen – oder hältst du lieber Abstand?

„Ich hab gemerkt, dass Geld in meiner Vorstellung eher distanziert und unnahbar war – fast so, als dürfte ich gar nicht richtig Kontakt haben.“

Diese Vorstellung sagt oft mehr über dein inneres Verhältnis zu Geld aus als jede Zahl auf dem Konto.

Sie zeigt, welche Emotionen du damit verknüpfst: Sicherheit, Angst, Kontrolle, Scham oder Freiheit.

Warum das Bewusstsein darüber so wichtig ist

Solange Geld unbewusst bleibt, ist es schwer, damit entspannt umzugehen.

Dann wird es schnell zu etwas, das „immer zu wenig“ oder „immer kompliziert“ ist.

Aber wenn du verstehst, was Geld für dich bedeutet, kannst du anfangen, diese Beziehung zu verändern.

Geld ist kein Gegner. Es ist neutral.

Es ist weder gut noch schlecht – es verstärkt nur das, was da ist.

Wenn du achtsam mit Geld umgehst, spiegelt es das wider.

„Ich hab verstanden, dass ich Geld immer mit Kontrolle verbunden hab – und jetzt langsam lerne, dass es einfach ein Werkzeug ist.“

Genau das ist der Wendepunkt: Geld ist nicht das Problem, sondern unsere Geschichte damit.

Über Geld sprechen heißt, Verantwortung zu übernehmen

Wenn du anfängst, über Geld zu sprechen – mit Freundinnen, Kolleginnen oder deinem Partner –, passiert etwas Entscheidendes:

Das Thema verliert seine Schwere.

Du merkst, dass es anderen ähnlich geht.

Dass Unsicherheit normal ist.

Dass du mit Fragen und Zweifeln nicht allein bist.

Offenheit schafft Wissen. Und Wissen schafft Selbstvertrauen.

„Als ich angefangen hab, mit anderen Frauen über Geld zu reden, war das wie ein Befreiungsschlag. Ich hab gemerkt, wie viel wir voneinander lernen können.“

Wenn wir über Geld reden, holen wir das Thema raus aus der Ecke des Schweigens – und rein in die Realität.

Schritt für Schritt zu einem neuen Umgang

  1. Beobachte deine Gedanken. Achte darauf, was du denkst, wenn du über Geld sprichst oder an Finanzen denkst. Sind da Stress, Scham, Schuldgefühle? Oder eher Ruhe und Klarheit?
  2. Hinterfrage alte Sätze. Wenn du merkst, dass dich ein Glaubenssatz bremst („Ich kann das nicht“), stell ihn in Frage. Ist er wirklich wahr – oder einfach übernommen?
  3. Fang an, dich zu informieren. Wissen nimmt Angst. Je mehr du über Finanzen, Sparen oder Investieren weißt, desto weniger Macht hat das Unbekannte.
  4. Sprich drüber. Geldgespräche sind kein Tabu. Sie sind Teil von Selbstbestimmung.
  5. Sieh Geld als Beziehung. Du kannst sie pflegen, verbessern, verändern. Und wie bei jeder Beziehung gilt: Offenheit und Interesse bringen Nähe.

Fazit

Geld ist kein Tabuthema – es ist ein Spiegel.

Es zeigt, wie du über dich selbst denkst, was du glaubst, zu verdienen, und wie du Sicherheit verstehst.

Wenn du dich traust, ehrlich hinzuschauen, wird Geld leichter.

Nicht, weil du plötzlich reich bist, sondern weil du verstehst, was dich bisher blockiert hat.

„Ich will, dass Geld sich für mich gut anfühlt – nicht bedrohlich.“

Genau das ist der erste Schritt: Geld aus der Ecke der Scham zu holen und in die Mitte deines Lebens zu stellen.

Nicht als Mittelpunkt – sondern als Teil davon, über den du sprechen darfst.

Denn über Geld zu reden heißt, Verantwortung zu übernehmen – für dich, dein Denken und deine Zukunft.